Herbstausstellung

Silvia Hintermann-Huser und Marius Brühlmeier

«Papier über dunklem Grund»
Installationen und Arbeiten auf Papier und Leinwand
 

Samstag, 19. Oktober bis Samstag, 9. November 2024
Vernissage: 19. Oktober 2024, 17:00 Uhr

Laudatio von Jeannette Polin

«Papier über dunklem Grund»

Silvia Hintermann-Huser, die schon seit vielen Jahren in ihrem Atelier in Unterwindisch künstlerisch tätig ist und Marius Brühlmeier, der sein Atelier im Merker-Areal in Baden hat, haben die Ausstellung «Papier über dunklem Grund» gemeinsam auf die Beine gestellt.

Wer die Arbeiten der beiden Kunstschaffenden kennt, ist vertraut mit ihren Werken und kennt ihre Handschrift. Gross ist daher die Überraschung, wenn man den Raum betritt.

Die grossformatige, raumfüllende Installation aus Papier lässt einen innehalten. Das Gemeinschaftswerk der beiden Kunstschaffenden scheint, einem Vogel gleich, knapp über dem dunklen Grund zu schweben. Wie eine Zeichnung im Raum fügen sich die weissen Streifen als Kontrast über den grauen Boden. Die Papierbahnen nehmen die Formensprache der ins Dach strebenden Balkenkonstruktion auf und spiegeln diese, indem sie nach unten hängen.

Das Spiel mit Formen und Perspektive findet man auch in Marius Brühlmeiers Arbeiten wieder. In den Papierarbeiten, die er monochrom mit verdünnter Tusche gemalt hat, überlagern sich einzelne Flächen. Durch das Hinzufügen dunkler Linien und Schraffuren schafft er es, den Flächen Tiefenwirkung zu verleihen und ein Gefüge mit diversen Ebenen darzustellen. Jedem seiner farbigen Bilder liegt eine kleinformatige Skizze auf Papier zugrunde, die in der Ausstellung nicht präsent sind, die man sich aber in etwa so vorstellen kann: Der Künstler zieht mit Bleistift spontan schwungvolle Linien und überschneidende Geraden. In einem nächsten Schritt verleiht der Künstler dem Bild eine räumliche Wirkung, indem er die entstandenen Flächen aquarelliert. Mit Wachskreiden verstärkt er die Farbigkeit der einzelnen Flächen. Indem er sie gezielt akzentuiert, hebt er sie hervor oder lässt sie mattiert diffus in den Hintergrund verschwinden.

In der Ausstellung sind zwei daraus entstandene finale Arbeiten auf Papier und acht Arbeiten auf Leinwand zu sehen, die er mit Acrylfarben gemalt hat. Für den Künstler bewegen sich seine Bilder zwischen Malerei und Zeichnung. Die gemalten Flächen werden durch geschwungene und gerade Linien verstärkt, welche an Elemente einer Zeichnung erinnern lassen. Das Gespür, das der Künstler für Raum und die Bewegung darin hat, ist in all seinen Arbeiten erfahrbar. Dynamisch und verspielt scheinen die ovalen Formen sich zu durchdringen, zu kreisen und spiralförmig aus dem Bild herauszudrehen oder einen gar in ihren Sog zu ziehen. Das Auge der Betrachtenden wird geleitet durch die vermeintliche Lichtführung, die Marius Brühlmeier geschickt durch die Nuancierung der Farben evoziert.

Während die Faltungen und Überlagerungen bei Marius Brühlmeier im zweidimensionalen Raum stattfinden, verleiht Silvia Hintermann-Huser ihren Bildern durch das Bearbeiten des Papiers die Räumlichkeit. Man kann sich vorstellen, wie die Künstlerin das Papier zerknüllt, faltet, triefend nass badet, mit Schichten von Japanpapier überlagert und immer wieder aufs Neue mit Pinsel, Schwamm und Spachtel übermalt. Meist entstehen mehrere Werke parallel. Unzählige Schichten Acrylfarbe, Tusche und Lasur werden aufgetragen, verwischt und verwaschen. Die Bilder ruhen mehrmals über Tage hinweg und werden erneut überarbeitet, bis sie nach einem langen Prozess vielschichtig und verdichtet vollendet sind. Einer kleinen Werk-Gruppe haftet gar etwas Skulpturales an, indem die Künstlerin das Papier so stark und so lange modelliert hat, dass es sich wie ein Fries oder ein Küchentuch aufhängen lässt. Im Gegensatz zu Marius Brühlmeier, stellt Silvia Hintermann-Huser keine Skizzen her. Erinnerungen an Bilder und Ideen, die in ihrem Kopf schlummern, ruft sie sich manchmal ins Bewusstsein, arbeitet dann allerdings spontan und instinktiv an den Blättern weiter.

In der Ausstellung findet man eine vielfältige Auswahl ihrer Arbeiten vor. Sie bestechen durch die Kraft der sorgfältig gewählten Farben und die bewusste Einarbeitung diverser Schichten, welche den Bildern ihre besondere Ausstrahlung verleihen. Einige Bilder weisen topografisch anmutende Erhebungen auf, die man gerne haptisch erfahren würde oder erinnern an den zauberhaften Moment, wenn Sonnenstrahlen eine unruhige Wasseroberfläche streifen. Das Papier wirkt dabei leicht und beinahe durchlässig. Andere Arbeiten wiederum lassen an einen durchs Mikroskop gesehenen Mikrokosmos denken oder die Transparenz von Haut, welche ein aktuelles Thema der Künstlerin ist. Filigrane Linien ziehen sich wie Adern durch das Bild. Auch aus der Ferne betrachtete Landschaften und Ausschnitte des Himmels lassen sich erahnen. Einige der Blätter sind zusätzlich mit Wachsmalfarben und Farbstiften überzeichnet. Die Interpretationsmöglichkeiten sind vielseitig, wenn man Figürliches sich durchs Papier drücken sieht und Schriftzeichen zu erkennen glaubt.

Nehmen Sie sich Zeit, die Vielschichtigkeit Silvia Hintermann-Husers Bilder auf sich wirken zu lassen und in Marius Brühlmeiers Arbeiten einzutauchen.

Laudatio, 19. Oktober 2024

von Jeannette Polin

Silvia Hintermann-Huser

In meiner Arbeit befasse ich mich aktuell mit der Idee HAUT. Gleichzeitig interessiert mich das Material PAPIER seit langer Zeit.
Zu beiden gehört eine gewisse Verletzlichkeit, aber auch erstaunliche Stärke. Am Anfang noch rein und unbeschrieben, kann beides zum Träger von Spuren werden.
Eindrücke, Erfahrungen, Verletzungen hinterlassen ihre Zeichen – sowohl auf Papier wie auch auf unserer Haut.
So wie die Haut ständigen Veränderungen unterworfen und somit lebendig ist, verändern sich auch meine Papierarbeiten im langen Entstehungsprozess. Die Arbeit an Serien ermöglicht mir Variation, Vertiefung und Überblick.
Häute umfassen und schützen Räume und Volumen. Gleichzeitig grenzen sie auch ab gegen den umgebenden Raum, ohne ihre Durchlässigkeit zu verlieren. Während der intensiven Beschäftigung mit dem Material Papier gerate ich ebenfalls von der Fläche zu räumlichen Zitaten. Durch das Ausloten des eindrücklichen Zähnteschüür-Raumes mit Papierbahnen erweitere ich gemeinsam mit Marius Brühlmeier den räumlichen Aspekt.

Silvia Hintermann-Huser arbeitet seit vielen Jahren im Atelier in Unterwindisch an der Reuss als freischaffende Künstlerin und Kursleiterin. Ausbildung: Seminar Wettingen, Kunstgewerbeschule Zürich, div. Weiterbildungen in Malerei, Zeichnung, Fotografie, Druck, Cyanotypie.

www.silvia-hintermann-huser.ch
Silvia Hintermann-Huser (kleio.com)

Marius Brühlmeier

Farbe, Form, Fläche - Bewegung

Die ungegenständliche Malerei ist eine Welt ohne Grenzen. Der Raum, die Linie, die Fläche, das sind die wichtigen Dinge. Die Farbe fügt einen Klang hinzu.

Meist beginne ich mit einer Zeichnung. Ein Aquarell führt die Idee weiter und gibt ihr Farbe und Tiefe. Und mit einer Acrylmalerei schaffe ich das Bild.

Im Raum bleiben bestimmte Linien sichtbar, während sich die anderen in Flächen auflösen. Farbige Flächen schwingen ineinander und verlieren sich wieder im Hintergrund.

Was bleibt? - ein Dialog der Flächen – welche stehen im Vordergrund?

Marius Brühlmeier arbeitet im Atelier im Merker-Areal in Baden. Er hat von 1976 – 1981 in Lausanne und Zürich ein Architekturstudium absolviert, mit einem Praktikum zum Lehmbau in Kairo. Seit 1982 ist er freischaffender Künstler. In New York, Paris und Berlin hat er Ausbildungen mit Atelieraufenthalten besucht. Seither hat er in vielen Galerien ausgestellt. In vielen öffentlichen Räumen finden sich seine Farbgestaltungen und seine Kunst am Bau.

www.marius-bruehlmeier.ch
Marius Brühlmeier (kleio.com)

Vernissage:

Samstag, 19. Oktober 2024, 17:00 Uhr
Laudatio: Jeannette Polin
Musikalisch wird der Anlass vom Reto Anneler, Saxophon, begleitet.

Öffnungszeiten:

Freitag, 17:00 - 19:00 Uhr
Samstag, 14:00 - 18:00 Uhr
Sonntag, 10:30 - 17:00 Uhr

Ausnahme: Sonntag 3. November, 12:00 - 17:00 Uhr

Anwesenheit der Künstler:

Silvia Hintermann-Huser
Samstag 19.10.       Vernissage
Sonntag 20.10.       11:00 – 17:00 Uhr
Samstag 26.10.       14:00 – 17:00 Uhr
Samstag 02.11.       14:00 – 18:00 Uhr
Samstag 09.11.       14:00 – 18:00 Uhr

Marius Brühlmeier
Samstag 19.10.       Vernissage
Sonntag 20.10.       14:00 – 17:00 Uhr
Samstag 26.10.       14:00 – 17:00 Uhr
Sonntag 03.11.        14:00 – 17:00 Uhr
Samstag 09.11.       14:00 – 18:00 Uhr

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